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Ein Dialog beim Fernsehen

„Wow! Wanja, guck mal, wie’n Besessener
Läuft dieser Zirkusclown umher.
’ne echte Säuferstimme hat der Kerl
Und ist geschminkt bis geht nicht mehr.

Und er sieht ähnlich – dieser Clown –
Dem Säufer-Schwager, stimmt’s Iwan?
Das gibt’s gar nicht! Mein lieber Schwan!
Guck mal, Iwan!“

  „Pass auf, Natasch, du lässt in Ruhe – Mann! –
  Den armen Schwager! Ist das klar?!
  Selbst qualmst wie’n Schlot und bist geschminkt wie’n Clown…
  Na warte, kriegst du bald ein paar!

  Und überhaupt, was soll, Natasch,
  Der ganze Quatsch?! Hol’ lieber rasch
  Noch Bier und Schnaps. Na los, Natasch,
  Beweg dein’ Arsch!“

„Wow! Wanja, guck mal – sieht solide aus
Der Zwerg mit traurigem Gesicht…
Der Frack ist sicher aus ’nem Modehaus,
Bei Karstadt kriegt man so was nicht.

Du aber hast fast stets, Iwan,
Die dreckigen Klamotten an.
Und nicht viel besser zieht sich an
Dein Saufkumpan.“

  „Die Fräcke passen zu uns nicht so sehr,
  Stimmt’s! Und wir trinken keinen Sekt.
  Denn Jeans und Schnaps sind einfach sinnvoller…
  Du selbst siehst aus nicht sehr gepflegt!

  Und überhaupt, dein Ex, Natasch,
  Lief manchmal rum mit nacktem Arsch.
  Der Penner hat zudem gehascht!
  Was, stimmt’s, Natasch?!“

„Wow! Wanja, jetzt ist’n hübsches Mädchen dran,
Sieht sexy aus mit nacktem Bauch…
Sie hat ein kurzes Unterhemdchen an,
Geil! So ein Leibchen will ich auch.

Was gibt’s zu lachen hier, Iwan?!
Besorg mir so eins – und ich kann
Noch machen Geld auf Reeperbahn,
Im Ernst, Iwan.“

  „Du warst, Natasch, schon immer ungehemmt,
  Jetzt bist du noch wohl nicht ganz dicht.
  Das ist doch klar, ein solches Unterhemd
  In deiner Größe gibt es nicht.

  Und überhaupt, wenn ich, Natasch,
  Auf’m Kietz dich nochmals überrasch,
  Dann reiße ich dir auf den Arsch,
  Ist’s klar, Natasch?!“

„Wow! Guck mal, was diese Akrobatin macht –
Hat sich verdreht, wie’n Gummischlauch.
Ich glaub, sie hat sich einfach umgebracht…
Die Tante Uschi kann das auch.

Du aber säufst wie’n Schlauch, Iwan,
Fast jeden Tag. Wenn irgendwann
Du nüchtern bist, spielst du, Iwan,
Den wilden Mann.“

  „Du bist zu mir, Natascha, ungerecht –
  Ich schufte immer wie ein Stier,
  Bin abends sowieso schon durchgedreht,
  Komme nach Hause – du bist hier. 

  Natürlich brauch ich dann, Natasch,
  Mir anzusaufen einen Rausch,
  Denn nur zum Stressabbau, Natasch,
  Greif ich zur Flasch’!“

„Wow!, Wanja, guck mal, - Wahnsinn! – Kerkeling!
Jetzt lachen wir uns ganz kaputt.
Geil! Auf St. Pauli eine Kellnerin
Kennt diesen Typen ziemlich gut.

Du aber lächelst nie, Iwan,
Und guckst mich immer böse an,
Was habe ich dir nur getan?
Sag mir, Iwan.“

  „Mach doch nicht solchen Zirkus, bitte dich!
  Den Zirkus habe ich schon satt.
  Beim Jammern wirst du immer widerlich,
  Im Ernst, Natascha, in der Tat.

  Und überhaupt, du machst, Natasch,
  Mich fix und fertig, matt und lasch.
  Mach jetzt die Glotze aus und marsch
  Ins Bett, Natasch!“


© Igor Golubev. Übersetzungen, Vortrag, 2001 -2012